BLOGARTIKEL ANHÖREN:
Jeder Mensch ist ein kreatives Ökosystem. Das Verhältnis zwischen unseren Eindrücken und Ausdrücken bestimmt unser Wohlbefinden.
Wenn wir eine Zeit lang starke Priorität auf unseren Ausdruck – also das Produzieren, Vermitteln und Zeigen gesetzt haben, kann es sein, dass wir uns überanstrengt und unangenehm leer fühlen. Ich stelle mir da das Sinnbild einer Obstschale vor, aus der stets entnommen und nichts hineingelegt wurde.
Keine Sorge: Dieser Zustand ist leicht zu beheben. Kreative Obstschalen sind sehr einfach mit Früchten zu füllen. Sei dabei besonders behutsam und großzügig mit dir.
Erste Hilfe in der Natur – die Basis auftanken
Wald, Wiese, Parks und Gärten sind kostenfreie Medizin. Es kann sein, dass wir uns nach dem vielen Geben so ausgebrannt fühlen, dass wir erstmal gar nicht offen dafür sich, wieder zu nehmen. Deshalb setze ich in einem solchen Fall immer erstmal auf eine Zeit in der Natur. Hildegard von Bingen sprach von der “Viriditas”, der “Grünkraft” – und tatsächlich wirkt die Farbe GRÜN ausgleichend und harmonisierend. Im Gehen können wir zur Ruhe kommen, wir atmen tiefer und versorgen uns mit frischem Sauerstoff – jede Zelle tankt jetzt auf. Die Farb- und Formenvielfalt wirkt ganz von alleine auf dich. Du brauchst dich nicht anzustrengen, auf nichts bestimmtes zu achten. Was gesehen werden will, kommt in dein Blickfeld. Du kannst dich ganz ins Grün hineinentspannen.
Anmerkung: Vielleicht fällt dir nach einer Zeit auf, dass deine Wahrnehmung deutlicher wird und dir mehr Details auffallen. Das ist ein gutes Zeichen, denn dann hat etwas in dir auf einer tiefen Ebene losgelassen.
Wenn Du wieder in dein Zuhause kommst, lege dein Naturerleben im Geist in deine Obstschale. Wenn du das ganz bewusst machst, wird dein System dieses Erlebnis speichern, selbst wenn du gleich im Anschluss einer nächsten Tätigkeit nachgehst oder das Telefon klingelt. (Vielleicht ist dir auf deinem Ausflug etwas vor die Füße gefallen, etwas für deinen Schreibtisch oder deine Werkbank – ein Zapfen, Stein oder andere Kleinigkeit des Wegesrandes. Das können visuelle Anker sein, die dich künftig im Nebenbei sanft daran erinnern, dass du etwas für dich getan hast und stets mit der Natur verbunden bist.)
Frische Früchte sammeln – Quellen der Inspiration
Wenn du dich leer fühlst und dir so ist, als würde nie wieder eine Idee zu dir kommen, kannst du dich auf dein digitales Surfbrett begeben und durch die Internetwelt voller Bilder, Texte und Filme sausen. Das ist unkompliziert und wir brauchen dazu noch nicht einmal das Haus zu verlassen.
Gerade das empfehle ich dir allerdings statt dessen!
Denn Erfahrungen in der analogen Welt sind wesentlich sinnlicher, intensiver und daher auch nährender. Ich möchte dir sogar vorschlagen, einmal einen Ort zu besuchen, der nicht unbedingt mit dem zu tun hat, womit du dich sonst beschäftigst. Wenn du malst wird vielleicht dein erster Impuls sein, eine Bilderausstellung zu besuchen um zu sehen, was die Kollegen machen. Vielleicht könnte aber gerade Theater, Kino oder ein Konzert dich in neue Welten entführen. Ich persönlich mag sehr gerne auch kleinere Auszeiten, die gar nichts mit “Kultur” und “Kunst” in dem Sinne zu tun haben.
Ein Drogeriemarkt oder Bodyshop ist eine wunderbare Quelle sinnlicher und visueller Eindrücke. Alleine die Verpackungen sind so vielfältig. Ich frag mich gerne, welches Gefühl die Schachteln, Tuben und Flaschen mit ihrer Gestaltung in uns auslösen wollen. Porentiefe Reinheit? Sorgenfreiheit? Alterslose Schönheit? Unwiderstehliche Anziehungskraft? Ich schnuppere mich gerne durch Duschgels und Shampoos. Im Stoff- oder Wolleladen interessante Farbkombinationen entdecken und mit den Händen drüberstreichen. Berühren und berührt werden. Ein Besuch im Gartencenter kann ebenfalls ein solches Erlebnis sein.
Zusatztipp: Probiere das mal aus – so ziemlich alles, was du mit innerer Erlaubnis als “Kleine Auszeit zum Füllen der Obstschale” unternimmst, kann ein Fest der Sinne sein. Sogar das, was im “Erledigungsmodus” ohne bleibenden Eindruck an dir vorüberrauscht. Das Essen in einem noch unbekannten Restaurant oder das Selberkochen eines exotischen Gerichts sind weitere Möglichkeiten.
Wenn du in dein Zuhause zurückkommst, vergiss nicht, dieses sinnliche Erleben wieder ganz bewußt und achtsam zu den anderen in deine geistige Obstschale zu geben. (Wenn dir die Vorstellung alleine zu flüchtig ist, kannst du eine Zeichnung oder ein Bild dazu machen oder es dir als Notiz in deinen Kalender schreiben).
Geld in die Hand nehmen – und sich was leisten
Sich etwas zu kaufen um seine Leistung zu belohnen, das kann zusätzlichen Druck aufbauen, den wir in dieser Situation nicht gut gebrauchen können. Schließlich wollen wir kein Perpetuum Mobile á la: Mehr Leistung braucht mehr Belohnung – mehr Belohnung braucht mehr Leistung.
Ich habe jedoch an mir selbst die Erfahrung gemacht, dass es eine auslaugende Wirkung hat, z. B. mit einem halbkaputten Werkzeug zu arbeiten. Oder nur noch mit drei Hosen unterwegs zu sein, weil man ja in die anderen “vielleicht mal wieder reinpasst”. Überleg mal: Gibt es ein Provisorium in deiner Umgebung, das du ersetzen könntest? Durch etwas Nachhaltiges und Handfestes? Gibt es etwas, was du dir schon lange wünschst und in deinem Budget liegt? Etwas Neues, Schönes, vielleicht ganz und gar Unzweckmäßiges? Auf dem Flohmarkt, diesen wunderbaren kleinen “Staubfänger”?
Gebe auch dieses Erleben, des “sich etwas leisten” in deine Obstschale im Geiste und speichere bewußt die Erleichterung, endlich ein kaputtes Ding entsorgen zu können oder das warme Kribbeln im Solarplexus bei der Anschaffung von etwas leicht peinlichem und vollkommen Überflüssigen. Wunderbar!
Anmerkung: Sicher werden dir noch ganz persönliche “Früchte” eingefallen sein, die du sammeln kannst um deine Schale (oder, wenn du willst, dein emotionales Konto) wieder aufzufüllen und dir ein wenig Seelenproviant zu schnüren. Wenn Du magst, verrate uns, was du machst um dir neue Kraft und Inspiration zu holen. Ich freu mich, von dir zu lesen.
Liebes du, ich wünsche dir viele bunte & nahrhafte Früchte
und sende dir kreative Grüße,
Petra
PS: Kleine Auszeiten zum Früchte sammeln funktionieren auch prophylaktisch. Wir brauchen nicht zu warten, bis die Obstschale leer ist.
In meinen Blogartikeln schreibe ich über meine persönlichen, selbstgemachten Erfahrungen. Nimm dir, was dich bewegt – den Rest vergiss getrost. Weder muss ich meine Erfahrungen an deine anpassen, noch du deine an meine. Alles ist in stetiger Veränderung und nichts ist hier in Stein gemeißelt. Ich bin frei und du auch.