VON DER OBERFLÄCHENSPANNUNG |

Einmal wollte ich für ein Kunstprojekt Acryl-Glas mit Folie bekleben. "Musst zuerst Wasser daufsprühen, dann gehts", riet freundlich der Folienbedrucker. Tja. Eben NICHT.

Die Folie schlug wie wild Blasen und Falten, klebte an allem nur nicht da, wo sie sollte. Stundenlang beföhnte ich die Glas-Platten und versuchte zu retten, was zu retten war. Ne. So gings nicht.

In so einem Fall empfehle ich mir selbst grundsätzlich: Erstmal normal weiterleben. Zur Seite legen. Warten, bis sich die Dinge beruhigt haben. Weisheit spricht gerne in die Ruhe.

Als es soweit war, bemühte ich die Suchmaschine und sieheda: Man gebe einen Tropfen Spülmittel ins Sprühwasser. Das hebt seine Oberflächenspannung auf und man kann in aller Seelenruhe die Folie dorthin schieben, wo sie sein soll. Einen Tropfen! So smooth - so einfach!

Seitdem frag ich mich manchmal in geladenen Situationen, was hier der Tropfen Spülmittel sein könnte. Oft reicht schon die Erinnerung, dass Spannung immer nur an der Oberfläche stattfinden kann. Je tiefer ich dich, mich, uns sehen kann, desto neutraler und geschmeidiger werden die Dinge. Und ich kann die tiefe Unschuld sehen, aus der wir gemacht sind.

Falls ich's noch nicht sehen kann: Erstmal normal weiterleben.