VOM RETREAT-GEFÜHL |
Das Empfinden, dass es in mir eine Qualität gibt, die unabhängig von Gedanken und Gefühlen ist, hatte ich lange Zeit nur im Werken.
Sobald ich die Hände am Werk hatte, ließ die Wichtigkeit meiner Gedanken und die Dramatik meiner Innenbewegungen nach. Sie gingen nicht weg, aber verloren irgendwie .... an Ladung. Alles war da, parallel zueinander, in friedlicher Co-Existenz.
Für mich sah es deshalb lange so aus, als sei dieses stille Erleben mit der Tätigkeit verknüpft.
Und damit war ich nicht alleine. Viele Menschen glauben, dass Meditation, bestimmte Orte, bestimmte Düfte, Yoga oder anderes den "Zugang" schafft.
Was aber, wenn genau das, was sich da "Zugang" verschaffen mag, bereits selbst das Retreat ist?
Von da an sah ich, dass es Retreats gibt, die Rasen mähen oder Brote schmieren. Ich sah sogar Retreats, die Fußball kucken - und holy moly WIE engagiert in dieser weltlichen Angelegenheit!
Ich sah, daß ich Retreat bin. 24 Stunden pro Tag - in irdischer Zeitrechnung. Als sei ich selbst das stille Gefäß, in dem ich stattfinde.
Als ich begann, das Retreat-Gefühl auch abseits vom Werken zu fühlen, wars mir seltsam. Wo war all dieses innere Gezerre hin?
Die Antwort ist: nirgends ist es hin. Manchmal zerrts. Manchmal nutze ich meine Kreativität gegen mich oder andere und bilde mir Zeter und Mordio ein und alle bereits als Seil erkannten Schlangen werden wieder zu Schlangen.
Warum? Keine Ahnung.
Weil ich es kann.
Und untendrunter ist Retreat.
Ohne Wasserglas kein Sturm, ohne Himmel kein Wetter.
Das Konstante und das Bewegliche sind gleichzeitig.